Donnerstag, 2. August 2007

Stuttgarter Feuerkonferenz

Frankfurt/Stuttgart. "Die Erweckung, die Europa erreicht, wird eine Erweckung mit Zeichen und Wundern sein. Wir werden kilometerlange Schlangen von Krankenwagen haben, die die hoffnungslos Kranken hierherbringen, und sie werden leer zurückfahren. In Jesu Namen! Halleluja!..." hat er vor 20 Jahren angekündigt. Zu Sondereinsätzen von Krankenwagen kam es allerdings nicht und er reagierte mit einem Achselzucken: "Ich kann Gott nicht befehlen."


Er - das ist: Reinhard Bonnke, der von sich behauptet, dass er sich schon als Neunjähriger zu Jesus bekehrt habe. Als 19-Jähriger besuchte er eine Bibelschule in Wales, ab 1967 zog er als Missionar durch Afrika und gründete 1974 “Christus für alle Nationen” (CfaN) mit Sitz in Frankfurt.


Reinhard Bonnke bevorzugt als so genannter "Evangelist" und Wunderheiler immer noch den schwarzen Kontinent, doch vom 14. bis 16. September 2007 greift er wieder einmal in Deutschland zum missionarischen Mikrophon. Geworben wird für diese Veranstaltungen mit einem vierfarbigen Faltblatt, in dem gar Wundersames über die "Feuerkonferenzen" in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle steht.


Jesus als Verkaufsförderer

Demnach feiert Reinhard Bonnke in jener Halle nicht etwa eine Filmpremiere, die ihm selbst eingefallen ist, sondern - aber lesen Sie doch selbst: "Wir erhalten durch unsere internationalen Büros Tausende von Einladungen, an die unterschiedlichsten Orte zu kommen und Feuerkonferenzen durchzuführen. Doch ich bin nur eine einzige Person und kann natürlich nur einen winzigen Prozentsatz dieser Einladungen annehmen. Ich erinnere mich noch genau, dass der Herr an einem Tag vor ca. zehn Jahren zu mir sprach und sagte: ´Ich möchte eine Feuerkonferenz in jeder Gemeinde.´ Ich antwortete: ´Herr, ich habe keinerlei Vorstellung davon, wie das funktionieren kann.´ Der Herr sprach wieder zu mir und sagte: ´Über den Weg von Filmmaterial."


500 000 Euro in Eintrittskasse

Und nun ist das Filmmaterial fertig - was es kostet, wird in diesem Faltblatt nicht verraten - aber die Eintrittspreise. Die liegen bei Anmeldung bis zum 31. August 2007 bei 20 Euro für Erwachsene und zehn Euro für Kinder, Eltern mit "eigenen Kindern" kommen für 60 Euro rein. In die Hanns-Martin-Schleyer-Halle passen nach der Modernisierung in den Jahren 2005/2006 15 000 Menschen.

Wenn die Halle an allen drei Tagen ausverkauft sein sollte, klingeln schon ohne den “herrlichen” Filmverkauf über 500.000 Euro in der Bonnke-Kasse. Und Filme, die Jesus persönlich in Auftrag gegeben hat, gehen sicherlich weg wie warme Semmeln…

Mittwoch, 1. August 2007

Die Früchte

In den USA haben pflingstlerische Bewegungen und Fundamentalisten größeren Einfluss als in Deutschland. Eine Meldung vom 30. Juli 2007 sollte nachdenklich stimmen:

Opa will Enkelin den Teufel austreiben

Ein 49-jähriger Mann hat im US-Staat Arizona seine dreijährige Enkelin fast zu Tode gewürgt. Der Opa war davon überzeugt, dass Kind sei von einem bösen Geist besessen. Die Polizei befreite das Mädchen, der Täter starb kurz darauf.

Polizisten im US-Staat Arizona haben einen 49 Jahre alten Mann überwältigt, der in einem Exorzismus seine dreijährige Enkelin gewürgt hat. Dabei setzten sie Betäubungsgewehre ein. Der Mann starb kurze Zeit später, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Die genau Todesursache war zunächst unklar.

Ein Verwandter hatte die Polizei gerufen. Die Beamten versuchten in das Haus zu gelangen, aus dem Schreie drangen. Vor die Tür war nach Polizeiangaben ein Bett geschoben. Die Beamten drückten sie ein wenig auf und sahen, wie der Mann seine blutverschmierte Enkelin würgte, die schrie und nach Luft schnappte. Die 19 Jahre alte Mutter des Mädchens habe sich nackt in dem Zimmer befunden und „etwas Religiöses gesungen“, wie ein Polizeisprecher weiter mitteilte.

Die Beamten drangen in das Haus ein, worauf es zu einem Kampf mit dem Mann kam. Ihm wurden Handfesseln angelegt, kurze Zeit später hörte er nach Darstellung der Polizei auf zu atmen. Mutter und Kind wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Behörden schlossen eine Anklage gegen die Frau nicht aus.

Meinungen

26. Juli 2007
René Thurow

Nun, ich habe mir mal ein wenig die HP des Herrn Bonnke angeschaut. Bisher kannte ich diese Person nicht und will Sie definitiv nicht kennenlernen. Dass Leute noch auf solche Scharlatane hereinfallen, ist mir unverständlich. Letztendlich geht es solchen Typen doch immer nur um das Eine - "Geld".

Zitat aus Wikipedia "Bei den Evangelisationen sind Krankenheilungen und Totenauferweckungen sowie Dämonenaustreibungen fester Bestandteil des Programmes"

27. Juli 2007
Jens

Diesen Leuten gehts halt nur um einen Gott: Gott Mammon. Wie so oft. Die wuerden anderswo als Staubsaugervertreter arbeiten oder Autos, Immobilien, Versicherungen verkaufen. Auch als Politiker sind sie manchmal zu finden.

Solange es genug “Schafe” gibt die dem Ganzen nachlaufen, und das ist bei allen Religionen/Weltanschauungen der Fall, so lange wirst du auch auf Merchandiser treffen, die das Ganze vermarkten und in klingende Muenze verwandeln. Und das ganz ohne Wunder und sonstigen Schnickschnack.

Buddha warnte und sagte ganz klar denen, die ihm nachfolgen: Hinterfragt alles, auch was er selbst sagte, immer wieder. Oder um im Christentum zu bleiben: Pruefet alles und das Gute behaltet.

27. Juli 2007
Axel

Wer die Bibel aufmerksam liest, stellt schnell fest, dass Jesus schon damals vor Menschen gewarnt hat, die sich auf seinen Namen berufen, in seinem Namen Wunder tun, aber dennoch nicht von ihm “authorisiert” sind. Wunderheilungen oder öffentlich in Ekstase zu geraten, sind entgegen weit verbreiteter Auffassung keinesfalls Hinweise auf göttliche Inspiration.

Auch hier gibt die Bibel eindeutig die Auskunft, dass diese Phänomene auf eine ganz bestimmte Zeitspanne bezogen stattgefunden haben. “Jesus fing an und sagte zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe! 6 Es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin’s, und werden viele verführen.” (Markus 13/5-6) und “Denn es werden sich erheben falsche Christusse und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, sodass sie die Auserwählten verführen würden, wenn es möglich wäre. 23 Ihr aber seht euch vor! Ich habe euch alles zuvor gesagt!” Markus 13/22-23

27. Juli 2007
Franz

Zeichen und Wunder und vermeintliche Prediger, die damit erscheinen, sind als Zeichen der Endzeit in der Bibel angekündigt. Traurig nur, dass auch so viele vermeintliche (oder echte) Christen auf so etwas hereinfallen. Ich bin selbst evangelikaler Christ, aber wenn ich Bonnke mit Benny Hinn zusammen auf dem God-Channel sehe, dreht sich mir jedesmal der Magen um. Sie werden sich eines Tages dafür mal vor Gott verantworten müssen. Und da tu sie mir dann echt leid.

30. Juli 2007
Weitere Meinungsäußerungen hier

Im Radio

Bonnke befiehlt Heilung

Jetzt geht's ans Heilen - die zentrale Tätigkeit, die Jesus durch seinen Prediger Reinhard Bonnke zu verrichten hat. Erlösung nicht nur für die Seele und von der Hölle, sondern auch von Krankheit und Siechtum. Das erwarten die Menschen und Bonnke verspricht sofortiges Heil und ein paar Wunder.

"Wir werden jetzt gleich beten und ich werde verschiedene Krankheiten aufrufen. Wenn ich hier zu predigen beginne, wird Jesus in dieser großen Menge Menschen umhergehen und ich will, dass alle wissen, Jesus kommt nicht zu Deinem Nachbarn, er kommt zu Dir! Ihr werdet heute abend nicht nur ein Wunder sehen, Ihr werdet eines empfangen."

Jesus hat viel zu tun: Im Verlauf der nächsten 10 Minuten soll er von Darmschwäche über Schwindelanfälle, Malaria, Krebs, Aids und Tbc alles heilen, was Menschen so zustoßen kann. Hände gehen nach oben und auf Köpfe, Augen werden geschlossen, der Heilige Geist wandelt und heilt - das hat ihm Bonnke schließlich befohlen:

"Seid von allen Augenkrankheiten jetzt geheilt im Namen von Jesus! Nehmt Eure Heilung jetzt an! Ihr seid jetzt im Namen von Jesus geheilt!"

Wie zum Beweis werden angeblich Geheilte nach vorn auf die Bühne geschleppt und vorgeführt, Ex-Blinde, Ex-Lahme.
Deutschland-Radio, 3. Januar 2007